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 Waldsaatgans - verm. angeschossen im NSG Zschorna

 
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Hartmut Meyer
Administrator


233 Beiträge

Erstellt am: 19.01.2005 :  11:49:47 Uhr  Profil anzeigen
Einen offenbar angeschossenen Altvogel der Waldsaatgans Anser fabalis fabalis (Foto Startseite) konnte Vereinsmitglied Jens Gerber (Dresden) am 9. Januar im NSG Zschornaer Teiche (bei Dresden) beobachten und fotografieren. Er schreibt dazu in einer Email (Auszug): "... Gestern früh war ich mit Manfred und Jakob draußen. Zuerst in Zschorna. Dort waren nur ca. 700 Gänse auf dem Wasser zu sehen. Dafür aber mehr als 300 Gänsesäger; 9,22 Zwergsäger; 2 Eisvögel; 1 ad. Seeadler und ein rüttelnder Raubwürger. Die Saatgans auf dem Foto schlägt sich dort schon seit Wochen als Einzelgänger durch..."

Da die neuere Entwicklung bei den Saatgänsen ja ungemein spannend ist organisierten wir als VSO im Herbst 2003 in Eschefeld ein Vogelkundliches Wochenende unter dem Titel "Bestimmung von Gänsen - die Saatgansgruppe". Dort stellte Thomas Heinicke die Bestimmungmerkmale der (heute noch) als Unterarten geltenden Anser fabalis rossicus (Tundrasaatgans) und fabalis fabalis (Waldsaatgans) vor. In Sachsen üblich ist seiner Aussage nach rossicus, die seltenere fabalis wurde nur in Nordsachsen ausnahmsweise, in Ostsachsen noch gar nicht nachgewiesen. Da ich im Bild von Jens Gerber die seltenere Waldsaatgans zu erkennen glaubte habe ich Thomas Heinicke um Bestimmung gebeten. Und tatsächlich, mein Verdacht war offenbar korrekt. Heinicke schreibt in einer Email vom 18.1.05 an Jens Gerber: "Lieber Herr Gerber,ich habe über Hartmut Meyer ein von Ihnen am Stausee Zschorna aufgenommenes Saatgansbild weitergeleitet bekommen. Bei dem auf dem Foto erkennbaren Vogel handelt es sich zweifelsfrei um eine Waldsaatgans Anser fabalis fabalis. Sowohl die Körperproportionen (relativ langer, dünner Hals) als auch die Schnabel-Kopf-Proportionen (langer schmaler Schnabel, flaches Kopfprofil, wenig auffallender Schnabelspalt, mehr oder minder gerader Unterschnabel) sowie die Schnabelfärbung (hoher Orange-Anteil) sprechen eindeutig für einen Vertreter dieser Saatgansform. Entsprechend der Rückendecken handelt es zudem um einen Altvogel. Ich selbst beschäftige mich seit über 2 Jahren intensiv mit Saatgänsen, vor allem aber mit dem Auftreten der Waldsaatgans. Bislang sind aus neuer Zeit in Ostsachsen keine Nachweise dieser Saatgansform bekannt geworden. Dies wäre der erste und zugleich dokumentierte Nachweis für dieses Gebiet! Weniger erfreulich ist die Tatsache, dass der Vogel offenbar angeschossen ist. Da Waldsaatgänse global gesehen wesentlich seltener als Tundrasaatgänse sind, wäre es wünschenswert, verstärkt bei den Saatgänsen auf diese Form zu achten. Zwar werden momentan beide Saatgansformen noch als Unterarten angesehen, dennoch gibt es deutliche Hinweise darauf, dass beide künftig als getrennte Arten betrachtet werden sollten.Ich würde mich freuen, wenn Sie mir vielleicht genauere Daten über die Dauer der Anwesenheit dieses Vogels mitteilen könnten. Vielleicht gelingen ja noch mehr Beobachtungen solcher Gänse... "

Die offenbar stark negative Bestandsentwicklung bei der Waldsaatgans (im Gegensatz zu rossicus) lässt Schutzaspekte sowie die Bewertung über vermeintliche Häufigkeiten von Saatgänsen im Winter in ein differenzierteres Licht geraten. Darauf hat Thomas Heinicke in letzter Zeit in verschiedenen Vorträgen (z.B. bei DO-G- aber auch bei VSO-Tagungen) hingewiesen. Mehr zu beiden Saatgansformen und zu deren Auftreten wird in einer Arbeit von ihm zusammen mit Jürgen Steudtner und Johann Mooij im nächsten Heft unserer „Mitteilungen“ (im März 2005) zu lesen sein.

Die sächsischen Faunisten sind aufgerufen, unbedingt auf das mögliche Auftreten der Waldsaatgans Anser fabalis fabalis zu achten und dies zu dokumentieren!
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